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Servus mitnander,

oh, Lockerungen! Sogar der Himmel verbreitet in diesen Tagen Nachrichten. Derjenige, der das Kondensstreifenlesen beherrscht, kann sogar erkennen, dass auf dieser Flugroute etwa alle drei Stunden ein Flieger verkehrt. Allerdings kann er das auch nur bei schönem Wetter. Ansonsten ist er auf andere Nachrichtenquellen angewiesen. Vielleicht sogar auf diese hier. 


Insofern freut sich gleich mehrfach über Niederschlag:                                            

Euer     Peter Viebig


Forschungsauftrag

Jede Krise ist bekanntlich auch eine Chance. Dass sich unsereins Fernreisen erst einmal abschminken muss, könnte einen Boom beim Frankentourismus auslösen. Jetzt müsste nur schnell jemand rausfinden, wie man mit Maske Schäufele essen kann.

Kommunale Kurzarbeit

Vorerst bleiben die Touristen aber aus. In Dinkelsbühl schickte die Stadt ihre Mitarbeiter daher in Kurzarbeit. Rothenburg hat inzwischen nachgezogen. Weitere Kommunen dürften folgen.

Regierungsbeteiligung 

Wer meint, über Söder rangiere nur noch der liebe Gott, der verkennt die Machtverhältnisse. Da ist nämlich noch der Wöhrl dazwischen.  

Pro und Contra

Nirgendwo stießen die US-Truppen vor 75 Jahren auf größeren Widerstand als in der „deutschesten aller deutschen Städte“.  Reste dieses Widerstandes scheinen noch zu existieren. In der deutschesten aller Nürnberger Tageszeitungen konnte man vorletzte Woche eine seitenfüllende Klage darüber lesen, dass die Amerikaner nicht bloß unschuldige, junge (dass sie bewaffnet waren, wurde verschwiegen) Deutsche erschossen, sondern auch unschuldige deutsche Bücher („Mein Kampf“) mit dem Bajonett aufgespießt haben. Nun musste eine zweite, etwas weniger vom damaligen Widerstandsgeist eingefärbte Darstellung der Ereignisse nachgeschoben werden. (Alles nur Print, falls ihr die Links vermisst)

Chancenverwertung

Corona sei auch eine Chance für den Lokaljournalismus, heißt es.  Der reagiert jedoch unterschiedlich. Während ein anzeigenfinanziertes CSU-Sprachrohr in Nürnberg die Gunst der Stunde nutzte und aktuell über die gescheiterten Rathausverhandlungen berichtete, verlinkte die Tageszeitung (unterbesetzt? überlastet?) lediglich auf diesen Artikel. Zum Ausgleich verlinke ich auf die Stellungnahme der Grünen. Die Wahrheit dürfte irgendwo dazwischen liegen.

Titel ohne Inhalt 

Wenn nicht mal mehr die Sendung „Kabarett aus Franken“ aus Franken kommt, sondern aus Berliner oder oberbayerischen Wohnzimmern ausgestrahlt wird, dann glaubt man gerne auch, dass sich der Chef der Nürnberger Kulturhauptstadtbewerbung nach Köln abgesetzt hat. Das stimmt aber nicht. Dass die Stadt Nürnberg ihre Kunstszene mit einem Sparkassenalmosen abspeist, während sie weiter Millionen für diesen, inzwischen noch ein bisschen obsoleter gewordenen Kulturhauptstadttitel ausgibt, stimmt hingegen sehr wohl.

Nichts mehr zu verlieren

Vor Corona waren sie es, die „draußen“ für die Berichterstattung sorgten, während sich die festangestellten Redakteure „drinnen“ auf Konferenzen herumdrücken oder mit dürftiger Technik herumschlagen mussten. Jetzt stehen die Freien vor dem Nichts und haben sich mit anderen Soloselbständigen (z.B. BZ-Dozenten) zusammen getan, um in der gegenwärtigen Lobby-Kakophonie nicht völlig unterzugehen. Vielleicht kann ich hiermit ein paar Watt hinzufügen.

Zurück im Alltag

Gerade noch als Heldinnen beklatscht, werden Supermarktkassierinnen in Wilhermsdorf inzwischen mit Gurken beworfen, wenn sie um 1,5 Meter Abstand bitten. In Coburg wurde ein Polizist aus dem gleichen Grund sogar angespuckt.

Illegaler Haarschnitt

Im Landkreis Miltenberg haben Polizisten wiederum zwei illegale Frisöre ausgehoben. Kann leicht sein, dass jeder, der dieser Tage seine Haare schön hat, wegen Beihilfe dran ist.

Maskieren hilft

Ein Nürnberger hat – ausnahmsweise mal – was gewonnen. Allerdings musste er sich dazu als Faultier verkleiden. Als er dann die Maske fallen ließ, war die Enttäuschung natürlich groß.


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