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Servus mitnander,
der alte, weiße Mann hat keine Konjunktur mehr. Ihm gebricht´s an vielem. Oft auch an Romantik. Statt Blumen sprechen zu lassen, wabert er gescheit daher. Nun, vielleicht war er auch nur unlängst im Knoblauchsland spazieren und hat gesehen, unter welch unromantischen Bedingungen da die Botschafter der Liebe aufwachsen. Aber, wer will das wissen?
Mimimi,                                                     Euer    Peter  Viebig

10.000 Flies

Auch die fränkische Lokalpresse kackt am liebsten auf den großen Haufen. In Nürnberg ist das Rock im Park, in Erlangen der Berch. Hin und wieder merkt zwar der eine oder andere  (öffentlich allerdings nur, wenn die Redaktion räumlichen Abstand hat) was da mit der kostenlosen Werbung angerichtet wird. Aber letztlich geht es halt um Klicks und da bringt es nur die Masse.  

Toiletten-Gate

Apropos Kacken: Bei Rock im Park kam zum üblichen Müll– noch ein weiteres ernsthaftes Problem. Deswegen mussten bundesweit alle verfügbaren und funktionsfähigen Dixie-Klos nach Nürnberg gekarrt werden, damit die Leute nicht länger an den Zaun machen müssen.

Oh, da funktioniert noch was

Am Berch funktionierte hingegen des Toilettenwesen, wovon sich die örtliche Redaktion sogar in einem tapferen Selbstversuch überzeugen konnte. Doch warum sollte man funktionierende Systeme nicht zunichte machen? Nachdem die Männer jetzt (#metoo) ebenfalls einen halben Euro fürs Pissen zahlen müssen, gehen die halt wieder in die Büsche.

Angst vor Andrang

Angesichts solcher, publizistisch hochgejazzter Großereignisse, hat man es in der Provinz mit eigenen Veranstaltungen schwer. Da muss es dann schon ein „Freibierfestival“ mit kostenlosen „Fressalien“ sein, um Aufmerksamkeit zu generieren. Mittlerweile hat der Bürgermeister von Karbach (Main-Spessart-Kreis), wo das Ganze stattfinden soll, allerdings Bedenken, dass zu viele Leute kommen könnten. So wird das natürlich nie was.

Lasst ihn halt hupen

Weniger fliegen, vor allem, wenn man mit der Bahn genauso gut hinkommt, darauf können sich mittlerweile fast alle verständigen. Bis auf jene natürlich, die von berufswegen dagegen sein müssen. Das kann sich eigentlich jeder denken. Warum also, liebe dpa (und Abonnenten), müsst ihr – entgegen aller derzeit kursierender journalistischer Ratschläge – diese verstimmte Hupe jetzt noch durch den Verstärker jagen?

Den Humor nicht verloren

Die nicht wiedergewählte unterfränkische SPDlerin Kerstin Westphal hat zum Abschluss ihrer Europaparlamentstätigkeit noch einen rausgehauen. Satire sei genauso gefährlich wie Kampagnen der Rechtspopulisten, warnte sie. Schön, dass sie trotz allem ihren Humor nicht verloren hat. Zur Belohnung kredenze ich noch etwas Ruhestandslektüre.

Rezo in blond

Mit umgekehrten Vorzeichen wird die Rezo-CDU-Debatte gerade im beschaulichen Schwarzenbruck zelebriert. Im Mittelpunkt steht ein 65-jähriger Bauunternehmer, der mit seinen Videos Tausende erreicht. Das Mitglied der Werteunion kritisiert die CDU allerdings von rechts. Auf einmal will dann der örtliche Grüne „Meinungsmache“ unterbinden und hat dabei die Gemeinde sowie die Lokalpresse mit im Boot. Ungeachtet der Beteuerungen des blonden Videobotschafters offeriert allerdings auch Facebook als „ähnliche Kanäle“ die von Alice Weidel, Rainer Wendt und Jörg Meuthen. Wenn man dann auch noch den Namen Jürgen Drews liest, denkt man unwillkürlich selber über Grenzen der Meinungsfreiheit nach.

Mir doch woschd

Die Wahlanalytiker scheinen ohnehin einem Trugschluss aufgesessen zu sein, als sie Jugend mit digital und Alter mit analog korrelierten. Das belegt  beispielsweise Oma Lisbeth aus Stein. Sie hat rund 20.000 Follower bei Instagram, wo sie dafür sorgt, dass die fränkische Grundgelassenheit nicht ausstirbt.


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