Auftragsartikel über eine Auftragsstudie?

Es ist schon erstaunlich, wie lange es dauert, bis einer guten Idee endlich einmal Leben eingehaucht wird. Inzwischen passiert das gerade beim Nulltarif im öffentlichen Nahverkehr. Dass sich da etwas bewegt, wäre angesichts der evidenten Verkehrsprobleme eigentlich zu begrüßen.

Eigentlich! Denn wie immer, wenn sich irgendwo ein frisches Lüftlein regt, beginnen Leute, ihre Habseligkeiten festzuhalten und ihre Pfründe zu sichern. Da ist oft jedes Mittel recht. Zum Beispiel eine Studie der TU Dortmund. Von der wissen wir allerdings nur das, was das – bereits in der Vergangenheit als Nulltarif-Gegner aufgefallene – Magazin „Kommunal“ berichtet.

Der Magazin-Beitrag wird nun beispielsweise vom grünen Landtagsabgeordneten Markus Ganserer dazu benutzt, gleich mal alle Befürworter des Nulltarifs als „ahnungslos“ und „Totengräber des Nahverkehrs“ abzustempeln.

Auch der Nürnberger Bürgermeister Christian Vogel hat sich inzwischen freudig auf diesen „wissenschaftlichen“ Beleg für die Wirkungslosigkeit des Nulltarifs gestürzt – wobei er dabei noch nicht einmal die Sekundärquelle verlinkt:

Doch selbst angesichts dieser Sekundärquelle müssten einem doch etliche Fragen aufstoßen. Warum zum Beispiel Soziologen den Umweltaspekt untersuchen und nicht etwa die sozialen Effekte des Nulltarifs. Auch hätte man gerne gewusst, wer denn diese Untersuchung in Auftrag gegeben hat. Über die Parameter dieser Untersuchung wird gleichfalls nichts erwähnt. Dabei dürfte es doch klar sein, dass sich nennenswerte Umwelteffekte nur erzielen lassen, wenn auch in die Nahverkehrssysteme investiert wird und damit überhaupt die Kapazitäten für einen nennenswerten Umstieg vom Auto auf den ÖPNV geschaffen werden.

Ganz so billig sollte man den eigenen Hang zum Weiterwursteln also besser nicht rechtfertigen.

1 Gedanke zu „Auftragsartikel über eine Auftragsstudie?“

  1. Es ist schon erstaunlich, dass beim Thema „Nulltarif“ vergessen wird, dass es eben nicht „umsonst“ ist – Der Steuerzahler finanziert heute schon einen beträchtlichen Teil der Kosten für ÖPNV.

    Die Fahrpreise werden immer teuerer und nicht nur für Hartz4- Empfänger ein ernsthaftes Problem.

    Jedes Jahr werden deutschlandweit sehr viele wegen Schwarzfahren eingesperrt. Was macht jemand, der mobil sein muss, es sich aber nicht leisten kann.

    Jemand sollte mal recherchieren, wieviel das der Allgemeinheit kostet. Ganz abgesehen davon was man den Betroffenen antut, wenn die zusammen mit „richtigen“ Verbrechern im Knast sitzen, vorbestraft sind und so erstrecht kaum mehr Chancen bekommen, mehr Geld zu verdienen.

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