Servus mitnander, Englisch scheint in Franken langsam das Hochdeutsche zu ersetzen. Nicht nur an der Aisch wendet man sich an die ganze Welt, auch Nürnberg hat das Kulturhauptstadt-Motto entsprechend angepasst. Da will ich nicht zurückstehen. Daher sind die Schlagzeilen diesmal auf Englisch und zudem gleich mit – die EU-Jury hoffentlich beeindruckendem – Kulturgut unterlegt. Sincerely Peter Viebig Middleman Während sich die Stadt Nürnberg zudem auch mit noch erhaltenen Nazibauten als Kulturhauptstadt bewirbt, hat sie sich beim Abriss anderer NS-Architektur (Hauptpost am Bahnhof) offenbar hinters Licht führen lassen. Wie hier erwähnt, wurde schon das Höchstädter AischParkCenter von einem ortsansässiger „Strohmann“ eingetütet, um es dann bei nächster Gelegheit an einen internationalen Investor zu verkaufen. Beim Tafelhof-Palais lief das ähnlich. Es gehört jetzt der Bank of Montreal. Dry Bones Mindestens zwei Mal pro Jahrhundert wird in Nürnberg nachgeschaut, ob die Gebeine des Stadtheiligen noch vollzählig sind. So viel Bohei wie diesmal wurde dabei aber noch nie gemacht. Doch der alte Sebaldus-Schädel und die morschen Knochen symbolisieren schließlich die Stadtgeschichte. Dieser hat sich inzwischen auch der Schimmelpilz bemächtigt. Green Green Grass of Home In Herzogenaurach gibt es einen Lothar-Matthäus-Platz. Der ist mit Kunstrasen belegt und möglicherweise krebserregend. Außerdem verseuchen freiwerdende Mikroplastikteile Boden, Grundwasser und Meere. Das geplante EU-Verbot von Kunstrasen hat mittlerweile aber nicht nur den Herzogenauracher Platzwart in Panik versetzt. Move Your Ass Seit acht Jahren ist die Justiz mit der Aufarbeitung der GFE-Insolvenz beschäftigt. Für insgesamt 60 Jahre wurden die Chefs hinter Gitter geschickt. Jetzt wurden etliche Verfahren eingestellt. Der Betrugsvorwurf stützt sich nämlich auf die Behauptung, die Blockheizkraftwerke seien nie funktionsfähig gewesen. Am Samstagvormittag soll bei einer öffentlichen Veranstaltung in der Nähe von Schwabach der Gegenbeweis angetreten werden. Mal schauen, ob jemand über die Präsentation des GFE-BHKW berichtet. Cherry Cherry Lady In Franken werden gerade Kirschen geerntet. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk macht da kuscheliges Heimatgekasper draus, und fragt: Wer hat die schwerste Kirsche? Stattdessen könnte man auch zu Globalisierungskritik ansetzen. Mehr Pestizideinsatz und fehlender Mindestlohn sorgen nämlich dafür, dass aus der Türkei hertransportierte Kirschen immer noch billiger sind als die vor unserer Haustüre geernteten. Money for Nothing An plakativen Aktionen mangelt es derzeit nicht. Da wird hier der Klimanotstand ausgerufen, dort schmückt man sich mit Titeln wie „fahrradfreundliche Kommune“. Geht es allerdings um die Umsetzung, treten oft unüberwindliche Probleme auf. Im Landkreis Coburg beispielsweise. Dort wollte man den viel befahrenen Radweg Coburg-Bamberg auf eine für Radler aus Sicherheitsgründen empfohlene Breite von drei Metern ausbauen. In Bayern werden aber nur Radwege bis zu 2,50 Metern bezuschusst. Was breiter ist, gilt als „Wirtschaftsweg“ und ist nicht förderfähig. They´re Coming to Take Me Away Passend dazu hat die Erlanger CSU, die unlängst im Stadtrat noch die Hand für den Klimanotstand gehoben hatte, sich nun für Kurzstreckenflüge vom Nürnberger Flughafen ausgesprochen. Siemens ist dann halt doch wichtiger als die Umwelt. Dead Sushi? Wenn es einen Nutzerwechsel in einer Immobilie gibt, holt der Lokalredakteur gern das „Neues Leben“-Klötzchen aus seinem Setzkasten. Selbst dann, wenn es sich um leblose Dinge handelt wie Tacos oder Sushi. Wobei: Sushi kann auch aus noch lebenden Fischen zubereitet werden. Vielleicht sollten wir doch mal einen Abstecher nach Hof machen. Vipmail abonnieren! |