Wenn es eng wird, muss man schauen, wo man bleibt. Da wanzen sich sogar eigentlich den Journalisten verpflichtete Verbände an die Verlage ran. Wenn die Geldgeber platt gehen, braucht man schließlich bei den nächsten Tarifverhandlungen gar nicht mehr anzutreten. Das erklärt vielleicht auch das Engagement der beiden großen Journalistenorganisationen für eine, leider nur angeblich, den Urhebern nützende Reform.
Parallel dazu hat sich die dju noch etwas Neues ausgedacht, um den zunehmenden Schwund bei den Mitgliedsbeiträgen aufzuhalten. Anders als beim DJV, wo jedes Mitglied das Gleiche zahlt, ist der Mitgliedsbeitrag bei der zu Ver.di gehörenden dju ans Bruttoeinkommen gekoppelt (1 Prozent). Das führt dazu, dass besser bezahlte Journalisten lieber dem DJV beitreten.
Die cleveren Nürnberger dju-Vertreter haben sich deshalb wohl gesagt: Sorgen wir halt einfach dafür, dass unsere Mitglieder auf der Karriereleiter und damit auch im Gehaltsgefüge nach oben klettern. Dafür haben sie sicher – wie das bei Journalisten üblich ist – ausgiebige Recherchen darüber angestellt, warum jemand im journalistischen Umfeld Führungspositionen einnimmt. Offensichtliches Ergebnis: Es liegt nicht immer an der Kompetenz, sondern häufig an der Körpersprache.
Als Konsequenz bietet die Nürnberger dju ihren Mitgliedern nämlich jetzt einen Workshop zur Verbesserung dieses „Erfolgsfaktors“ an. Coach ist ein Schauspieler, der an der „Theaterakademie August Everding“ studiert und an mehreren Staatstheatern gearbeitet hat.
Ob die Probleme das Journalismus durch mehr Schauspielkunst behoben werden können, steht allerdings auf einem anderen Blatt.