Stimmt! Hier ist in letzter Zeit nicht viel passiert. Das trifft allerdings auch auf viele andere Blogs zu. Anstatt zum Erkenntnisgewinn beizutragen sind die meisten Blogger, wie viele andere Betreiber von Webseiten, zurzeit nämlich anderweitig beschäftigt: mit der DSGVO.
Die europäische Datenschutz-Grundverordnung muss am 25. Mai umgesetzt werden, also in wenigen Tagen. Trotzdem scheint kaum einer so richtig durchzublicken. Diejenigen, die sich Coolness leisten können, machen erst einmal nichts und warten die Abmahnungen ab. Die anderen drehen am Rad und zetteln wegen jedem einzelnen WordPress-Plugin ausufernde Diskussionen in einschlägigen Foren an.
Ich habe hier im Vipraum einfach mal alles Verdächtige rausgeschmissen. Zum Beispiel Analysetools, Google-Fonts oder die Erhebung der IP-Adresse. Zudem habe ich eine Datenschutzerklärung an prominenter Stelle platziert. Die ist mit Abstand der längste Beitrag, den ich jemals gebloggt habe (wobei ich dazu einen Generator benutzt habe, insofern war der Aufwand nicht ganz so groß). Zudem habe ich auch gleich auf SSL-Verschlüsselung umgestellt, womit man schon einen halben Tag beschäftigt ist (Festangestellte würden da wahrscheinlich zwei bis drei „Manntage“ dafür veranschlagen).
Allerdings: Erledigt sind die Aufgaben damit wohl noch lange nicht. Bestimmt tut sich irgendwo wieder ein Loch auf (falls ihr eines findet, sagt bitte Bescheid). Das liegt freilich auch am Gesetzgeber, dem im letzten Moment einfällt, dass da noch ein paar Nachbesserungen nötig sind.
Ein spezielles Problem stellt die DSGVO für Fotografen dar. Die müssten im Grunde genommen von jedem, der ihnen zufällig vor die Linse läuft, eine Genehmigung einholen. Deswegen gibt es inzwischen eine Petition, gleichzeitig aber auch Aufforderungen zum Abregen. Kein Wunder, dass die allein gelassenen Kollegen jetzt sogar ihre Bundestagsabgeordneten anschreiben. Doch dort stoßen sie weitgehend auf Ahnungslosigkeit.
Woher sollten die Abgeordneten auch Ahnung beziehen. In den von ihnen favorisierten Medien kommt das Thema nämlich praktisch nicht vor. Im hiesigen Nachrichtenportal findet sich dazu beispielsweise ein einziger dpa-Beitrag, in dem es lediglich darum geht, dass die Wirtschaftsverbände lieber mehr als weniger Daten haben wollen. Der Druck von innen, sich mit dem Thema zu beschäftigen, ist in den Redaktionen auch eher geringer. Im Gegensatz zu ihren freien Kollegen müssen sich die festangestellten Fotografen nämlich über die Konsequenzen der DSGVO auf ihre Arbeit kaum Gedanken machen.
Auf der anderen Seite böte das Thema aber so viel Anschauungsmaterial, wie trotz bester Absichten größtmöglicher Unmut erzeugt wird, wie die großen Datenkraken sich höchstens mal schütteln und dann weitermachen wie bisher, während die kleinen Krauterer, die IP-Adressen deshalb erheben um etwaige Spammer besser blockieren zu können, entweder in Abmahnfallen tappen oder gleich prophylaktisch den Rückzug antreten… Hier kann man wunderbar einer gesellschaftlichen Schere beim Aufgehen zuschauen. Schade, wenn sich die Kollegen diese Gelegenheit entgehen lassen.
Natürlich könnte da auch Absicht dahinter stecken. Wenn man eh auf der Gewinnerseite aufwacht, muss man das schließlich nicht an die große Glocke hängen.