Wieder einmal ist es die Angst, provinziell zu sein, die Nürnberg erst richtig privinziell rüberkommen lässt. Da teilt man sich mit dem Konkurrenten um den Kulturhauptstadttitel den (teuren) Berater, nur um ja nichts falsch zu machen. Und dann kommt der auch noch mit einem Strategiepapier rüber, das so ziemlich jede verbale Nebelkerze aufgreift, die im kultursoziologischen Umfeld wohlfeil verfügbar ist.
Dass der Berater dabei die Nürnberger offensichtlich für blöd genug hält, bei Begriffen wie Diversität, Nachhaltigkeit oder Narrativ ehrfürchtig die Grätsche zu machen, ist schon gemein. Dass das von Erfolg gekrönt ist, gibt ihm leider auch noch Recht. Warum sich was Neues ausdenken, wenn sich Auftraggeber derart billig abspeisen lassen?
Ähnliches findet sich übrigens auch in der von Föhl betreuten Bewerbung Kassels wieder. Dort ist man aber immerhin digital schon etwas weiter und bietet nicht nur eine PDF-Datei zum Download und eine vor allem in drögem Verwaltungsdeutsch verfasste Webseite an.
Aber ich will nicht ungerecht sein. Für Nürnberg gibt es neben einem narrativen Arbeitstitel („Stadt der Brüche“) auch ein Spezifikum, um das sich jetzt ein noch einzustellender Kulturkoordinator kümmern soll: das Melden von Leerständen.
Oh, Moment, gibt´s das nicht schon? Ach so, ist ja nur digital!
Das erinnert mich an der früheren Oberbürgermeister Peter Schönlein (Gott habe ihn selig). Der hat auch dauernd versucht, Hochdeutsch zu sprechen und trotzdem bemerkte, jeder: Der kommt aus Franken. Schönlein wurde dann nicht wiedergewählt. Man sollte halt nicht versuchen, etwas zu sein, was man nicht ist.