Um ein Blog weiterführen muss man in diesen Tagen viel Zeit und Nerven mitbringen. Jeden Tag tut sich ein neues DSGVO-Loch auf. Selbst die Hilfsmittel zum Aufspüren von Datenschutzlücken entpuppen sich als Instrumente der Datenkraken. Da wundert es nicht, wenn Blogger reihenweise die Grätsche und ihren Laden dicht machen.
Der Blogger Enno Park hat mal angefangen, eine Liste zu erstellen mit all den toten Links, unter denen vor dem Scharfstellen der Datenschutzgrundverordnung noch Blogs zu finden waren. Es sind hunderte und längst nicht alle.
Mit dabei sind auch die Blogs unseres Pressehauses. Dort hatte ich bis letztes Jahr noch den Vorgänger des Vipraum2 laufen und veröffentlichte danach wöchentlich einen Wasserstandsbericht vom Valznerweiher. Damit ist es erst einmal vorbei. Das Clubfreundeblog wurde, wie alle anderen Blogs aus dem Hause NN/NZ, dicht gemacht (etwa der Hirndübel, das USA-Blog von Arndt Peltner oder die Greuther-Weiber). Man landet auf der Startseite von Nordbayern.de, wo der Nutzer allerdings vergeblich nach einer Erklärung sucht.
Wann die Blogs wieder online gehen ist derzeit unklar. Ein Frankfurter Fachanwalt bastelt derzeit an einer Lösung. Die soll, so heißt es, „zeitnah“ und „so bald als möglich“ vorliegen. Danach, so wurde angekündigt, sollen die Blogs aber wohl zügig in das Nordbayern-CMS integriert werden. Bisher liefen sie auf WordPress. Die zusätzliche Arbeit mit dieser freien, für das autonome Arbeiten als Blogger jedoch sehr viel geeigneteren Webanwendung will man sich im Verlagshaus nicht länger antun.
Natürlich könnte jemand einwenden, die DSGVO sei doch schon seit zwei Jahren in Kraft, so dass genügend Zeit war, im Vorfeld den Fachanwalt zu kontaktieren.
Stimmt!
Andererseits gibt es prominente Anbieter, die noch viel gemächlicher agieren. Die Homepage der EU-Kommission beispielsweise setzt immer noch Cookies ohne Erlaubnis und die des EU-Parlamentes speichert weiterhin die vollständige IP-Adresse.
Ja, es gibt viel gegen die DSGVO einzuwenden. Sie ist gut gemeint, zielt aber zu sehr auf die großen Player ab, die sich dann doch irgendwo wieder rauswinden. Die möglichen Kollateralschäden für die „Kleinen“ wurden nicht berücksichtigt oder billigend in Kauf genommen. Deswegen aber gleich das Weltböse zu bemühen und sattsam bekannten Verschwörungstheoretikern auf den Leim zu gehen, halte ich für fatal. Also: Nicht nur bei der DSGVO gucken, wem nutzt das, sondern auch beim Verbreiten von Youtube-Videos von Klagemauer.tv.
Hier wird mit Kananonen auf Spatzen geschossen.
sehr interessant:
https://www.youtube.com/watch?v=ruJQ8Jv3zbA