Eines muss man der CSU lassen: Sie kann Wahlkampf. Dort sind Profis am Werk, die wissen, wo man agieren und wo man lieber schweigen soll. Da unterscheiden sie sich beispielsweise von der Nürnberger SPD, die in jede Provokationsfalle tappt, die ihr die AfD aufstellt.
Seit Wochen provoziert die AfD nämlich auch die CSU. Zum einen als Partei, indem sie auf den Wahlplakaten propagiert, das umzusetzen, was die bayerische Regierungspartei nur fordert. Aber auch indem sie die CSU-Ikone Franz Josef Strauß für sich vereinnahmt. Der springt einem jetzt von übergroßen Plakatwänden und dem Slogan „Franz Josef Strauß würde AfD wählen“ ins Auge. Witzigerweise fällt das inmitten der sonstigen Parolen aus der Mottenkiste nicht einmal sonderlich auf.
Andererseits hätte Strauß wohl nie eine Partei gewählt, in der er nicht das Sagen gehabt hätte. Insofern ist das von einer obskuren AfD-Unterstützergruppe gesponserte Plakat eigentlich auch Quatsch. Aber Quatsch, der halt provoziert. Genau wie übrigens die in ihrer Brunzdoofheit an die ach so intelligente Journalistenschar gerichteten Motive vom Matterhorn und dem trinkbaren Salzwasser der Nürnberger AfD.
Die CSU lässt sich jedenfalls von den Strauß-Plakaten nicht aus der Reserve locken. Nicht einmal dadurch, dass die Strauß-Tochter empört ist.
Bei mir hat es dann auch nicht dazu gelangt, dem Strauß ein Bärtchen hinzumalen und seinen Namen mit einem „A. Hitler“ zu überschreiben. Auch wenn das vielleicht eher hingekommen wäre.
Die AfD ist mit diesem Slogan noch nicht einmal originell. Zuvor hatte die NPD schon auf Plakaten behauptet, Luther würde sie wählen, wenn er noch lebte. Selbst hier gibt es keine juristischen Schritte, sondern nur den Wunsch nach einer außergerichtlichen Einigung. Siehe hier: http://www.mdr.de/nachrichten/politik/inland/luther-gedenkstaetten-wittenberg-unterlassung-npd-wahlplakat-100.html
Warum gehen die Strauß-Erben (nicht die politischen, sondern die persönlichen, also seine Kinder) nicht juristisch gegen die Nutzung seines Fotos und Namens vor? Sind die Chancen auf Schadenersatz eher gering oder gleich Null? Das würde folglich bedeuten, dass man z.B. auch Herrn Kohl und/oder Herrn Adenauer „missbrauchen“ könnte.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich die Strauß-Erben reelle Chancen auf Schadenersatz-Zahlungen entgehen lassen würden. Hat der Verzicht hierauf vielleicht andere Gründe?